SCHULE


Auf Beschluss des Kirchenvorstandes vom 21. Juni 1949 wurde wenige Tage später am 26. Juni 1949, also vor nun 60 Jahren, der bisherigen „ Höhere Privatschule in Dassel“ ein Namen gegeben. In einer Feierstunde in der Laurentiuskirche in Dassel wurde die PAUL-GERHARDT-SCHULE aus der Taufe gehoben. 
Der damalige Schulleiter Dr. Petzold hielt eine Ansprache und legte ihr die Worte zugrunde, die Paul Gerhardt in seinem Testament kurz vor seinem Tod für seinen damals 14 jährigen Sohn Paul-Friedrich bestimmt hatte: 
„Bete fleißig, studiere etwas Ehrliches, diene redlich und bleibe beständig in Deinem Glauben und Bekenntnis, dann wirst Du auch einmal sterben und von dieser Welt scheiden, willig, fröhlich und seliglich.“ 

Die „Holzmindener Neusten Nachrichten“ berichteten in ihrer Ausgabe vom 9. Juli 1949 darüber: „In der eindrucksvollen 500 jährigen St. Laurentius fand eine ebenso fröhliche wie eindrucksvolle Feier statt. Eine Schule gab sich einen Namen, und die Schüler selbst gestalteten das Tauffest. Mit Wort, Lied und Flötenspiel erzählten die Schüler aus dem Leben des Mannes, dessen Namen die Schule fortan tragen will: 
Paul Gerhardt. 
Eine Wanderung durch das Kirchenjahr und durch die Lieder von Paul Gerhardt führte zu einer kurzweiligen Ansprache von Dr. Petzold, dem Leiter der Schule, der ihr weiteres Wirken unter das Wort stellte: Jede Ausbildung erfüllt erst dann den Zweck, wenn sie der Gemeinschaft dient!“ 
So dürfen wir mit unserem Ehemaligentreffen im Juni dieses Jahres punktgenau das 60-jährige Jubiläum der Namensgebung unserer Schule begehen. 
Die Einweihung des heutigen Hauptschulgebäudes fand dann erst sieben Jahr später am 28. Oktober 1956, in Anwesenheit des Landesbischofs Dr. Hanns Lilje statt.
Bis dahin fand der Unterricht in Räumen des Gemeindehauses und in den fachwerk-geprägten Bauten der *Ruwo-Werke* (u. a. der *alten Mühle*) statt. 

Inzwischen haben weitere Um-und Erweiterungsbauten stattgefunden, um dem Anstieg der Schülerzahl um das Dreifache auf rd. 1000 Schüler auch baulich gerecht zu werden, so mit der Cafeterria auf dem zweiten Pausenhof. Dennoch mussten die Räumlichkeiten der ehemaligen Reinhard-von-Dassel- Realschule dazugemietet werden, wo insbesondere die Unterstufe untergebracht war. Zur Zeit (2010) wird nach dem nun erfolgten Abbruch der alten "Mädchenvilla" im Park  in 2011 ein weiteres Schulgebäude errichtet, in das dann nach Fertigstellung die ausgelagerten Schüler zurückkehren sollen. Auch ist in Überlegung, ggfs. mit Unterstützung durch Eigenhilfe ein schlichtes Andachtsgebäude am Rande des Parks zu errichten, dessen eine Seite zum Park hin dann verglast werden soll.
In seinem Profil hat sich die Schule in den letzten Jahren insbesondere immer wieder als "Umweltschule" hervorgetan. 
Übrigens: die Schule ist über dieses Jubiläum schlicht himweggegangen!

Rolf-Erich Wandhoff, Detmold

Aus dem Leben von Paul Gerhardt

Pastor Brandes, Landesbischof Dr. Hans Lilje, OStD Kramer (Bobo) 

Beitrag zum Schulbuch PGS 2009

Aus einer Andacht – aus dem Leben von Paul Gerhardt

„Ich habe Paul Gerhardt vor 50 Jahren bewusst kennen gelernt. Damals - Ostern 1957 – bin ich auf die weiterführende Schule gewechselt. Es war die Paul Gerhardt Schule in Dassel am Solling. Zu der Zeit das einzige Gymnasium der ev. luth. Landeskirche Hannover. Es war und ist eine Schule mit Internat, schon immer für Jungen und Mädchen, 1946 gegründet. Den Namen Paul Gerhardt Schule erhielt sie am 26.6.1949: 

Damals besuchten 114 SchülerInnen die Schule, zu „meiner Zeit“ waren es zwischen 300 und 400; jetzt sind es über 1000. Die Schule ist als evangelische Schule natürlich werteorientiert und bietet Religion nicht nur als Pflichtfach, sondern auch als Leistungskurs an. Ich sagte, ich habe Paul Gerhardt bewusst kennen gelernt. Sicher waren mir Lieder wie „Geh aus mein Herz und suche Freud“ oder „Befiehl du deine Wege...“ schon vorher bekannt, von meiner Mutter oder aus dem Kindergottesdienst. Aber ich wusste bestimmt nicht, dass sie von Paul Gerhardt stammten. 
Nun aber sah ich ihn täglich vor mir. Ein Bild von ihm hing im Treppenhaus. Dort, sozusagen um ihn herumgruppiert, fand morgens die tägliche Andacht statt, die von einem Lehrer, selten einer Lehrerin, oder einem Oberstufenschüler – noch viel seltener von einer Schülerin – gestaltet wurde. Immer mit Lied und Text und immer begleitet von Paul Gerhardt , dem etwas streng wirkenden Pastor im Talar in einem damals ganz modernen Schulbau. Paul Gerhardt selbst war eigentlich nie Thema; jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Trotzdem lernte ich im Laufe der Jahre alle Lieder von ihm kennen, die in unserem damaligen Gesangbuch enthalten waren. Auch er wurde mir mit der Zeit besser bekannt. 
Und mir wurde bewusst, welch schweres Leben in schwieriger Zeit er gehabt hat. - Zum einen geprägt durch den 30 jährigen Krieg, der begann, als er 11 und endete, als er 41 Jahre alt war. Seine Heimatstadt Gräfenhainichen wurde am 11.4.1637 von schwedischen Soldaten vollständig zerstört. Nach dem Brand folgte die Pest in der Stadt und auch sein Bruder Christian fiel ihr zum Opfer. Ich konnte immer gut verstehen, dass er dann (1653) das Lied schrieb „Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr meines Herzens Lust“ und in der 6. Strophe: „Wer hält mit seiner Hand, den güldnen, werten, edlen Fried in unserm Vaterland“. - 
Paul-Gerhardt-Gemälde im
Treppenhaus der Paul-Gerhardt-Schule

1655, mit 48 Jahren, heiratete Paul Gerhardt die 15 Jahre jüngere Anna Maria. Im Jahr darauf bekam das Paar eine Tochter, Maria Elisabeth. Sie starb mit 8 Monaten. Auch die nächstgeborenen Kinder starben: Anna Catharina mit 14 Monaten, Andreas Christian wohl nach wenigen Stunden und Andreas, das 5. Kind, einige Monate alt. Nur das 4. Kind der Sohn Paul Friedrich, überlebte seine Eltern. Als der Junge gerade 6 Jahre alt ist, 1668, stirbt seine Mutter, die Frau von Paul Gerhardt. Wohl in der Zeit, als seine Frau schon sehr krank war, entstand das Lied „Kommt und lasst uns Christum ehren“ mit den Strophen: „Sünd und Hölle mag sich grämen, Tod und Teufel mag sich schämen, wir die unser Heil annehmen, werfen allen Kummer hin. - Dass ich von Paul Gerhardt auch als fest verankertem Lutheraner gehört hatte, lässt sich denken. Je mehr ich allerdings aus heutiger Sicht seine Entscheidung gegen das Toleranzedikt und die Art der Auseinander-setzung zwischen Lutheranern und Calvinisten verstehen will, umso komplizierter erscheint mir der ganze Vorgang: Paul Gerhardt war Pastor in der Mark Brandenburg, in der die Theologen vor ihrer Ordination auf die Konkordienformel verpflichtet wurden. Damit verpflichtete sich der Theologe, nach dem Konkordienbuch zu lehren, einer Zusammenstellung der lutherischen Lehrtexte. Nun gab es allerdings zu der Zeit heftigste Auseinandersetzungen zwischen Calvinisten und Lutheranern im Land.

Ich habe mich bei einigem, was ich dazu gelesen habe, gefragt, ob die Positionen beider Seiten nicht fundamentalistisch zu nennen wären. Jedenfalls passte das nicht in die Politik des Großen Kurfürsten, der zum einen selbst Calvinist war; der zum anderen aber sein Land voranbringen wollte, indem er Flüchtlinge aus aller Herren Länder aufnahm und ihnen Glaubensfreiheit zusagte – sonst wären sie ja nicht gekommen. Er tat das in erster Linie, um das Land stärker zu bevölkern und durch die oft gut ausgebildeten und weil sie neu beginnen wollten, sehr motivierten und fleißigen Menschen die Wirtschaftsleistung Brandenburgs steigern wollte. Der Kurfürst verordnete daher am 3.12.1656, dass die Konkordienformel aus der Liste der Bekenntnisse zu streichen sei und die Prüfung für ein geistliches Amt nicht mehr dem Propst unterstellt sein sollte, sondern einer kurfürstlichen Behörde. Ab 1664 forderte der Kurfürst die Pastoren auf, das Toleranzedikt zu unterzeichnen. Wer sich weigerte, wurde entlassen. Auch Paul Gerhardt sollte unterschreiben – aber verweigerte sich. Am 13.2.1666 wurde er daraufhin als Pfarrer entlassen. Als er nach vielen Protesten nach etwa einem Jahr wieder in sein Amt eingesetzt werden sollte, verzichtete er aus Glaubens- und Gewissensgründen, obwohl die Familie damit ohne Einkommen war. Noch ein Jahr später starb seine Frau nach langem Krankenlager. Danach konnte Paul Gerhardt einen Ruf an die Nikolaikirche in Lübben annehmen. Lübben gehörte, obwohl es im Spreewald liegt, damals nicht zu Brandenburg, sondern zu Kursachsen und somit außerhalb des Machtbereichs des Brandenburger Kurfürsten. Dort in Lübben, nach 7   Jahren der Tätigkeit, starb Paul Gerhardt im 70. Lebensjahr.

Gudula Raupach, geb. Janeztke, Kiel (Abi: 1966)


Pionierzeit 1946 - 1952

von Hans Ludwig, Dassel (Abschluss 1952)
1935 - 2010


Bereits vor dem 01. April 1946, das Jahr, in dem die Schule ihren Betrieb aufnahm, wurde in einem Raum über dem Kindergarten in der Ballerstraße Unterricht von Pastor Frese in Latein erteilt. Schüler, die ein Gymnasium besuchen wollten, mussten vorher eine Prüfung ablegen. Für mich un einige Schüler aus Dassel war die Goethe-Schule in Einbeck der Prüfungsort ....

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Internat vor fast 50 Jahren

von Helga Brockhöfer (geb. Hage) - Abi 1963

Der regengraue Januartag im letzten Jahr, an dem wir uns wieder sahen, meine alte Schule und ich, taten uns beiden nicht gut. Vor 32 Jahren hatten wir uns voneineander verabschiedet, jung und durchaus ansehnlich. Nun fiel es uns schwer, uns wieder zu erkennen ...
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Hier wird „Luthers Entdeckung“ umgesetzt


Ob mit oder noch ohne Tradition: Evangelische Gymnasien sehen sich an Schülern besonders verpflichtet

Dassel/Hildesheim/Nordhorn. Für drei Gymnasien hat die hannoversche Landeskirche die Trägerschaft übernommen: in Dassel (Solling), in Hildesheim und Nordhorn.

Die Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten des einzelnen Schülers sind auch an der Paul-Gerhardt-Schule, dem evangelischen Gymnasium in Dassel, die Grundlage des pädagogischen Konzepts. „In einer evangelischen Schule dürfen wir die Schüler noch weniger als an anderen Schulen über einen Kamm scheren", betont Direktor Gerhard Wittkugel, „niemand darf durch den Rost fallen, auch wenn das schwerer getan als gesagt ist." Als Theologe setzt der ehemalige Leiter der Arbeitsstelle Religionspädagogik in Aurich die „lutherische Entdeckung" pädagogisch um: Es dürfe durchaus Leistung gefordert werden. „Aber es müssen auch Fehler gemacht werden dürfen, um aus ihnen zu lernen; und das gilt auch für Lehrer und Schulleiter", betont Wittkugel. Auch in Dassel bemühen sich die Lehrkräfte, vom 45-Minuten-Rhythmus abzukommen und den Tag mit Doppelstunden zu strukturieren. Das Nachmittagsangebot wird noch ausgebaut, soll künftig - ähnlich wie in Nordhorn - mit Vereinen und der Musikschule vor Ort auf drei Tage ausgebaut werden, Mensa-Essen (vom benachbarten Internat) inklusive. Zu den Besonderheiten, die das Gymnasium auch über die Region hinaus interessant machen, gehören ihre „Laptop"-Klassen (Schulklassen, die komplett mit tragbaren Computern ausgestattet sind) und die Umweltaktivitäten, für die die Schule schon als „Umweltschule in Europa" ausgezeichnet wurde. Derzeit entsteht auf dem Schulgelände nicht nur ein längst überfälliger Neubau, durch den bisher ausgelagerte Klassen wieder eingegliedert werden können, sondern auch eine Fischtreppe neben dem Wasserkraftwerk . . . 
Das Umweltengagement verbindet die Paul-Gerhardt-Schule übrigens mit der Goibei-Highschool in Kenia - und einem Schüleraustausch von sechs bis acht Schülern jährlich. „Da wird das Prinzip 'global denken. lokal handeln' konkret umgesetzt", weiß Schulleiter Wittkugel, der zu Beginn der Sommerferien selbst die kenianische Schule mit ihrer Biogas- und Wasseraufbereitungsanlage sowie der eigenen Bienenzucht besucht hat. 
Dassels Schulleiter hat einen Wunsch: Die Schulseelsorge sei so stark nachgefragt, dass diese Teilzeitstelle aufgestockt und fest finanziert werden müsste. „Dann könnten wir auch einmal an Einkehrtage denken", sagt Wittkugel.

(Von Michael Eherstein - Eibecker Morgenpost 2009 - Text wurde nur in Auszügen wieder gegeben.)

Papierfabrik Altenmühle 

Ursprünglich auf dem Gelände der Paul-Gerhardt-Schule

Nachdem die von Merten Spieß 1584 gegründete Papierfabrik in Relliehausen mit großem Erfolg betrieben wurde, und sie nicht nur die unmittelbare Nachbarschaft sondern sogar die benachbarten Länder mit gutem Papier versorgte, erteilte der Herzog von Braunschweig einer weiteren Papiermühle die Lizenz zum Herstellen von Papier. Nur wenige Kilometer weiter bachabwärts, hinter Dassel bei dem Siechenhaus, dort wo heute die Paul Gerhardt Schule steht, wurde durch eine „Concessions-Urkunde“ vom 8.Juni 1597 dem Untertan und Papiermacher Martin Lutter die Möglichkeit eröffnet, eine weitere Produktionsstätte für Papier zu eröffnen. Dafür sollte er jährlich einen Wasserzins entrichten und 15 Riess des besten Schreibpapiers an die Kanzlei Erichsburg liefern, war aber sonst von Abgaben befreit. Nach Lutter erschien ab 1648 die Papiermacherfamilie Schwartze, die bis 1666 im Besitz der Mühle blieb. Sie verkaufte das Anwesen an den Papiermacher Andreas Hasenbalg aus Beverungen an der Weser. Zu dieser Zeit muss die Papierfabrik sehr erfolgreich bewirtschaftet worden sein, stiftete doch Hasenbalg die heute noch vorhandene Kanzel sowie den großen Kronleuchter in der St. Laurentiuskirche zu Dassel. 

Es begann nun auch mit diesem Meister eine 200jährige ununterbrochene Familienbindung an diese Mühle. Der 1832 verstorbene Fabrikant Moritz 
Heinrich Hasenbalg ließ sich neben seiner schon 4 Jahre früher verstorbenen Frau im Garten neben der Papiermühle beerdigen (Die Grabsteine waren noch 1952 vorhanden). 
Am 26. Dezember 1865 verkaufte die Witwe von Ludwig Hasenbalg, dem 
letzten Papierfabrikanten, vor dem Königlichen-Hannoverschen Notar, 
Johann Ludwig Merkel aus Einbeck und den Zeugen Lehrer Heinrich Hartmann und 
Geheimrat Victor von Alten aus Linden bei Hannover, folgende Grundstücke und Berechtigungen: Die Papiermühle mit allen Gebäuden, das Wohnhaus, die Scheunen mit Anbau, die Schweineställe, das Mühlengebäude mit Backhaus und Lumpenschneider sowie einen Garten vor der Mühle, einen Garten hinter dem neuen Wohnhaus, einen Baumgarten, des weiteren Ackerland und Wiesen, Hofraum und Wege, ein Taubenhaus, ein zur Mühle gehörendes Wasserwerk etc. 
Der Kaufpreis betrug 7.000 Taler Courant. Für die noch immer bestehende Pflicht zur Lieferung von15 Ries Papier mussten jährlich 22 Taler an die Amtskasse abgeführt werden. 
Die Hasenbalgsche Papiermühle war ziemlich heruntergekommen. 
Von Alten baute deshalb die Wasserkraft von Grund auf neu aus. Nach oben hin wurde die Unterkante der Wasserräder von der Deyerschen Mühle minus 1 
Fuß als höchste Staugrenze angenommen und danach die Schütte bestimmt. 
Nach unten hin war ein alter in der Ilme befindlicher Grundbrunnen einer alten Stauanlage der Punkt bis zu dem das Grundgefälle bis zur Mühle, d. h. bis zur Radstube, heraufgeholt wurde.1874 wurde durch ein neues Fischereigesetz die Anlage von Fischpässen gefordert. Da es von Alten nicht möglich war, ohne erhebliche Kosten Umbauten an der Schleuse vorzunehmen, so legte er aus dem Teich oberhalb der Mühle breite treppenförmige Überfälle Richtung Umlaufgraben an, über die er nachts und an Feiertagen das Wasser leitete. Dadurch war eine Verbindung von Unter- und Oberwasser hegestellt und den Anforderungen des Gesetzes entsprochen. Zusätzlich kaufte der Sohn des von Alten noch die Fischereiberechtigung in der Ilme. 


Die Mühle erfuhr jetzt eine Umnutzung. War ursprünglich in den Betriebsgebäuden eine Papierfabrik, später eine Mahlmühle, dann eine 
Dreschmaschine untergebracht, so wurden die Gebäude nun für eine 
Steinschleiferei genutzt. Die Familie von Alten besaß auch die 
Steinbüche "Am Naturpark", so dass sich eine Weiterverarbeitung auf diese Weise anbot. 
1900 kaufte die „Portland Cement Fabrik Germania“ in Lehrte das gesamte Anwesen. Zusätzlich wurden noch einige angrenzende Wiesen- und Ackerflächen erworben. Der Gesellschaft ging es um die Möglichkeit, die auf dem Bierberg gelegenen Grundstücke als Kalkbrüche zu nutzen. Davon hat sie aber nie Gebrauch gemacht, sondern nur die Gebäude und Grundstücke an heimische Nutzer verpachtet. 
Im März 1913 erscheint eine ganzseitige Anzeige im Hannoverschen Courier, dass am 18. bis 20. der "hochherrschaftliche Haushalt in Altenmühle bei Dassel" versteigert werden soll. So erfahren wir einiges über den Lebensstil des ehemaligen Besitzers. Das Herrenhaus weist ca. 20 Räume auf, darunter ein Wohnzimmer, ein Herrenzimmer, einen Salon, ein Kinderschlafzimmer, zwei Fremdenzimmer, ein Speisezimmer, ein herrschaftliches Schlafzimmer, ein Plättzimmer, ein Personalzimmer und ein Dienerzimmer. Smyrna-Teppiche, Seidenvorhänge, Salon-Flügel von Römisch, Pariser Fayence, Alt-Wiener, Fürstenberger und Meißener Porzellan finden sich ebenso wie kostbare Möbel oder Figuren und Uhren. Sogar Kupfer- und Bronzegefäße aus Indien und Java sind dabei. Warum erst zehn Jahre nach Verkauf des Anwesens das Mobiliar versteigert wurde, ist nicht bekannt. Gewohnt hat jedenfalls von Alten zu Linden in dem Haus nicht mehr. 
Die Villa war das Fachwerkgebäude, das zwischen Generatorengebäude (heute Turnhalle) und der Scheune (heute Hauptgebäude der PGS) stand und dessen Fundamente in einem späteren Neubau wieder Verwendung fanden. Da an eine Nutzung durch Kalkabbau seitens der „Portland Cement Fabrik“ nicht mehr gedacht war, bot die Firma das ca. 50 ha große Anwesen 1918 für 200.000 DM zum Verkauf an. 
Am 5. März 1920 kaufte der aus Berlin stammende Fabrikant Maximilian F. Wolter das Gut Altenmühle für seine Pumpenfabrik. Sie ist 1865 von dessen Vater, Karl Friedrich Rudolph Wolter gegründet und nach ihm "RUWO" benannt worden. Maximilian Wolter übergab später die Leitung der Firma seinem Schwiegersohn Albert Olufs und dessen Ehefrau Gerda Olufs, geb. Wolter, und zog selbst wieder nach Berlin. Anfangs nur als Maschinenfabrik (Keilnutenfräsmaschinen) geführt, gesellten sich bald als Spezialität die Ruwo-Pumpen (Kreiselpumpen für Hauswasserversorgung, in den 30er Jahren Kolbenpumpen) hinzu. 
Die Ländereien sind nach und nach um 1930 verkauft worden, so dass nur 
das Werksgelände übrig blieb. 1928 brannte der Dachstuhl der v. Altenschen Villa aus. Wahrscheinlich wurde deshalb das neue Herrenhaus oberhalb des Werksgeländes gebaut, das 1929 bezogen wurde. Leider ist dieses ebenfalls als "Villa" bezeichnete repräsentative Gebäude 2010 abgebrochen worden, um einen in 2011 errichteten Neubau eines Schulgebäudes Platz zu machen. 
Anfang der 30er Jahre wurden zusätzlich Teile für Webstühle gefertigt. In den folgenden Jahren wurde die Firma mehr und mehr Zulieferer-Betrieb für die Hanomag in Hannover, Ende des Jahrzehnts auch für Rüstungsgüter. Ab dem 28. September 1939 war das Ruwowerk ein Wehrmachts-Betrieb. Während des Krieges arbeiteten dort 22 Holländer 69 "Ostarbeiter/innen" und 5 Polen. Alle waren in der großen Scheune untergebracht (heute das Hauptgebäude). Hergestellt wurden die Ummantelung der MG-Läufe und die Feuerdämpfer, während des Krieges auch für das MG 42 sowie Zubehörteile für Marinegeschütze. Zum Schluss des Krieges wurden die Maschinen für die V-Waffen eingerichtet, es kam aber zu keiner Produktion mehr. 
Das Werk ist auch zweimal durch Tiefflieger im Herbst 1944 beschossen worden. Mit Kriegsende hörte die Produktion weitgehend auf. Waren in der Anfangszeit des Werkes ca. 7 Leute, die weitgehend aus Berlin kamen, im Betrieb beschäftigt gewesen, stieg 1930 die Belegschaft auf über 40 Personen an und fiel nun auf einige wenige ab. 
1951 erwarb dann das Gelände des Ruwo-Werkes an der Ilme der „Verein der Evangelischen Schulgemeinde Südhannover“. Bereits 1946 hatte die Paul Gerhardt Schule in den Räumen des Pfarramtes den Unterricht aufgenommen und Kinder aus Dassel unterrichtet. Nun konnten in den 
erweiterten Räumen auch Schüler der Umgebung aufgenommen und sogar ein Internat errichtet werden. 1957 wurde die erste Reifeprüfung abgenommen. 

Detlef Creydt, Holzminden


Auszüge aus der Abi-Zeitung des Abiturjahrganges 1959 

zusammengestellt von Wilhelm v. der Recke 

Annales. Impressionistische Memoiren eines erfolgreichen Sauhaufens. Verantwortlicher Redakteur -grassaffe- Eine Oberprima ist eine Anhäufung von Individuen, die sich darin gleichen, daß jeder das Gegenteil von dem will, das der will, der zu bestimmen hat. Deshalb ist es nicht verwunderlich, daß diese jenem aktiven Widerstand entgegensetzen, indem sie sich passiv verhalten. Sie pflegen dann - mit verklärt nach oben gerichteten Blicken, die ins Jenseits weisen - zu transzendieren und ihre geistlichen Leiber im Urschlamm zu wälzen, während sie ihre sterbliche Hülle, die ja gleichermaßen entseelt und damit wesens- und seinslos ist, den Polemiken und Sermonen derer, die zu bestimmen haben, zur Verfügung stellen ... Inhalt: Schlesische Mystik, Deutsch beim Klassenlehrer Wolfgang Schubert Seite 1 Aus dem Geschichtsunterricht von OStD. Dr. Gustav Kramer Seite 4 Wie Herr Liebig versuchte, uns in das Wesen der Kunst einzuweihen Seite 5 Angelsächsisch, bei Kulle Bach Seite 8 Der unverbesserlicher Optimist - ein Dialog. Latein bei Harro Janetzke Seite 10 A u f g e p a s s t , Geographie bei Herrn Noster Seite 11 Filmkaleidoskop – der zeitgenössische Film im Spiegel der Schule Seite 12 Schlesische Mystik

Schubert, Wolfgang, unterscheidet sich vom Musiker Schubert dadurch, daß er kein Musiker ist, sondern Schlesier. Trotzdem gibt er meistens den Ton an und spielt die 1. Geige (am liebsten zugleich die zweite wegen der gesteigerten Wirkung). Seinen schlesischen Patriotismus bringt er dadurch zum Ausdruck, daß er sich ausdrücklich zu Größen wie Angelus Silesius, Joseph von Eichendorf, Gerhart Hauptmann und der schlesischen Bratwurst zählt (rein geographisch verstanden). Seine starke Selbstsicherheit spiegelt sich wider in dem blanken Generalsknopf (garantiert echtes Walzgold), der den blauen Blazer zusammenhält. Das sieht gut aus, denn man geht nicht mehr ohne Knopf. Außerdem stärkt es das Selbstbewußtsein und die autoritas, die sich ihrerseits wieder in der großzügigen Art, in der er über freiwerdende Stunden verfügt, ausdrückt. Im "Tasso" (nicht etwa "Hasso" oder gar "Harro") hieß es noch: "Gut ist, was sich ziemt." Herr Schubert aber ist Marxist, wenn er sagt: "Gut ist, was der Klasse frommt." Die Unbeirrbarkeit, mit der er diesen Standpunkt vertritt, macht ihn würdig für den Stalinpreis mit Brillianten, eine Auszeichnung, die einen dekorativen und geziemenden Platz neben dem besagten Knopf finden würde. Unsere Ablehnung dieser Prinzipien ist ebenso unbeirrbar, aber nicht so erfolgreich. Das liegt an der einseitigen Machtverteilung. Zwar wird er nie müde zu betonen, ein Oberprimaner habe alle Rechte, aaaaber .... An diesem Aber hängt das ganze machiavellische Prinzip, sowie der dicke Hund, als auch sämtliche Gründe für das Vorrecht der herrschenden Klasse. (Aus dem Blickwinkel der Macht gesehen bedeutet eine Klasse nicht dasselbe wie oben. Das ist verständlich.) Der Unterricht wird pikant durch amüsante Begleiterscheinungen desselben. Nehmen wir die Unio mystica. Wer wollte behaupten, wenn das Auge rollt und die Pupille rund und schwarz durch uns hindurch ins Offene blickt, während sich die Finger magisch spreizen, er sei nicht uniert gewesen und habe die Unio nicht leibhaftig erlebt? Merkwürdig, ja geradezu wundersam ist es (und wenn erklärbar, dann nur durch Heinrich Weinstock), daß sich auf ähnliche Weise und durch gleiche Gebärde auch das Göttliche bei Schiller, der Weltgeist bei Hegel, die tiefen romantischen Empfindungen bei Novalis, die Erbmasse bei Oskar Alving, die Minnelust von Annodazumal, die germanische Ehre, sowie das Dach bei Jaspers, die Lebensfülle bei Goethe (aber nicht Göte), die Nymphomanie von Francoise Sagan und der Wert des Militärs als Schule der Nation ausdrücken. Bei letzteren Gedanken hört er immer noch die Hacken der kleinen BDM - Mädchen klappern und die bunten Röcke wehen, wenn sie hinter der Fahne für den Führer marschierten und einzeln ins Imaginäre schritten ... Füllest wieder Klass' und Saal Still mit Pitralon,1 Lösest endlich auch einmal Meine Seele davon. Breitest über mein Gefild Lindernd deinen Blick, Wie des Lehrers Auge mild Über mein Geschick. Fließe, fließe, Redefluß, Nimmer werd ich froh, Daß man doch zu seiner Qual Immer was vergißt. Selig, wer sich vor der Welt, Ohne Haß verschließt Und sich gar nicht stören läßt, Wenn die Stunde schließt. Leise nur das Lüftchen sprach Und es zog gelinder, Durch das stille Schlafgemach All der lieben Kinder. 1) Pitralon seinerzeit ein Rasierwasser, das man angeblich auch als Mäusegift benutzen konnte Poch, poch ... es klopft. - Wer mag das wohl sein? - Siehe, Herr Klöhn, der über die Schwelle bücklingt und sich nun fast umbringt vor Höflichkeit und Beteuerungen, doch bitte um seinetwillen keine Umstände zu machen und sitzen zu bleiben (indeß, das distinguierte Lächeln bleibt gewahrt): "Ich wollt Se doch gittlichst gebetn habn, Herr Schubert, ob Se velleich und Se wolltn aso barmherzig sein ..." Herr Schubert schweigt düster und bohrt Herrn Klöhn einen scharfen Blick in den Nacken, während dieser, gleichsam im Bewußtsein seiner höheren Sendung - von Bobo - , emporwächst. Herrn Schuberts Blutdruck steigt. Er räuspert sich laut und blickt ostentativ nach der Armbanduhr, so daß selbst schläfrige Primaneraugen wieder an Leben gewinnen. Herr Klöhn kommt zum Ende seiner Ausführungen, der Blutdruck sinkt, Herr Schubert räuspert sich erneut und schließt die Tür persönlich, denn nun kann er wieder ungestört in das Wesen der Dinge hinabsteigen. Munter folgen wir ihm in die geistig - seelischen Ur- und Abgründe. Wenn es ganz vertrackt wird, schaut der Meister ins Offene, um sich zu stärken. Er hat dafür so seine eigene Technik: Indem er leicht den Kopf links in den Nacken legt, fixiert er mit dem linken Auge, auf das sich schwer das Lid senkt, die Dachziegeln seines Heimes, das zugleich das unsere ist (ihre genaue Zahl kennt nur er und Männi). Mit dem rechten Auge, über das sich die Braue hebt, späht er ins Himmelblaue. Das ist wahre Meditation, das ist reine Mystik, Irdisches und Metaphysisches zusammenzuzwingen (wenn man davon absieht, daß m y s t e i n - Augenschließen heißt). In diese Tiefen können ihm nur wenige Magier folgen. Man darf sich nicht darüber hinwegtäuschen; denn jede Antwort wird mindestens mit "Ja" quittiert: "Ja, wie meinen Sie das ?" = Note 5 "Ja, richtig !" = 3 - 4 "Ja, schön !" = 3 + "Ja, sehr schön !" = 2 - "Ja, ein kluger Gedanke!" = 2 + Röchelndes Ausstoßen des Atems und Sinkenlassen der Arme = 1 - der Urgrund ist erfaßt! Retrospektiv betrachtet könnte ein Nichteingeweihter denken, Wolfgang Schubert sei ein Klassenfeind gewesen. Aber dialektisch gesehen heben sich seine inneren Widersprüche auf. Ja, sie schlagen sogar um nach dem Gesetz der sich negierenden Negation und lassen ihn als klassenfreundlich, ja klassensympathisch erscheinen - dergestalt etwa, daß er sich zur Prüfung der Reife in die Waagschale eines jeden von uns gleichsam hineinsetzte, auf daß sie sinke und Herr Panke, der Schulrat, lächelnd murmele: "Ich habe ein Bild, danke !" Herr Schubert - Klassenlehrer und für die Internen gleichzeitig Hausvater - wurde von seiner Klasse aufrichtig verehrt, gehörte aber zu den wenigen Lehrern, die keinen Spitznamen trugen, etwa im Gegensatz zu "Bobo", dem Direktor Dr. Kramer, zu "Seppel", dem Heimleiter Dr. Petzold, zu "Kulle" Bach, "Mops" Liebig und "Harro" Janetzke (s.u.) und auch im Gegensatz zu den meisten Mitschülern z.B. "Männi" Eschner und "Kabum" Brüggemann. Herr Köhn war der Hausmeister. Aus dem Geschichtsunterricht von Dr. Kramer Die Abgründe der Geschichte Ein spöttisches Lächeln spielte in taktvoller Zurückhaltung auf seinen Mundwinkeln indessen murmelte er eine verspätete Phrase in die drückende Schwüle des Klassenzimmers ... "Setzt Euch! - - - Da ist ein Fleck an der Wand ?! Wie kommt der dahin? Das ist eine Schand ! Obmann, was meinest Du dazu - ?" (Nichts, rein gar nichts, nur laß mich in Ruh!) Und wieder prüft er die geistigen Sphären der Religionauten und ihren Histören. "Die Klasse gefällt mir seit langem nicht. Wer will sich entziehen meiner Sicht? - Der faule Eschner!" Der blickt erschrocken auf vom fleißigen Dachziegelzählen, er tut entrüstet, er will aufbocken: "Was heißt hier faul?" - Die Worte ihm fehlen. "Sprich schnell, mein Sohn, und sage mir, wer siegte denn bei Abukir?" Ein wunderbares tiefes Schweigen erfüllte nun das Klassenrund. Kabum ließ seinen Romeo neigen und guckt, als ob er nichts verstund. "Faschoda! Was? Ich höre Faschoda. Wer schreit da nach Rache, der Rach für Sadowa?" " Ach, nein Djibuti! Jetzt wird mir's erst klar! Oder ob es nicht Kütschik-Kainardschi war - ?" So geht es weiter in Stichomantie, man könnte fast sagen in Ironie, sokratisch - verstehend und traurig zugleich, hart in der Sprache, im Inneren weich. Wir aber gestehen zerknirschten Gesichts: Es ist schon so, wir verstehen nichts! Ein gar possierlich Narrenspiel aus dem Jahre des Herrn Neunzehnhundertachtundfünfzig: Wie Herr Liebig versuchte, uns in das Wesen der Kunst einzuweihen Tragikomödie in einem Akt und Auftritt. Hauptakteur: Joachim Liebig in blauem Anzug, die kräftigen Glieder kaum umschließend, ge-schmückt mit einer roten Fliege, die Zigarillos sichtbar in der Tasche, Kreidespuren an den Fingern. Prolog Kuenlun - Gebirgsmassiv in Zentralasien Künnecke - Komponist Kunst - Im weiteren Sinn: Jede zur Meisterschaft gediehene Fähigkeit; im engeren Sinn: Entwicklung der Erlebnisfähigkeit des Menschen durch wirksame Gestaltung eines gegebenen Materials. Kunst schafft in sich abgeschlossene, allgemeingültige, aber nicht allgemeinverständliche Werke. Kunstakademie - siehe: Akademie Kunstdünger - Mineraldünger, siehe: Düngemittel Kunsteisbahn Kunstfasern Kunstharze Kunsthonig Künstliche Atmung Nach Knaurs Lexikon ist demnach Kunst weitverbreitet, aber nicht immer allgemein- verständlich. Die letzte Feststellung scheint mir die verständlichste zu sein. Wie Herr Liebig mit dem allgemeinden Unverstand kämpfte, will ich hier ad oculos ferre. Vorhang auf. H. L. Stillgestanden! (Pause - kritische Abnahme der Parade) Busse, lümmel' Dich nicht so! Busse Aber Herr Liebig, was ist denn nur ! H. L. Gerade stehen! Gehrmann, nimm die Hände von der Bank - so! (Pause -- kritische Blicke - Unruhe im Publikum) Wir können so lange warten, bis es Herr Brüggemann für nötig ... Guten Morgen! Chorus Morgen, Herr Liebig Zwischenruf: Einen wunderschönen Guten Morgen, Herr Liebig. H. L. Setzt Euch. - Wo waren wir letztes Mal stehengeblieben? (Unruhiges Geflüster. Die Aufmerksamkeit wird jetzt schon auf Sparflamme geschraubt, denn man braucht ja die ganze Nervenkraft für den frerien Nachmittag. Es bilden sich Gruppen, die erregt diskutieren - nicht über Kunst. Herr Liebig versinkt im Lärm). H. L. (Indem er mit einem durchsichtigen Lineal laut knallend auf das Pult schlägt) Ruhe!! Wer will etwas erzählen über den Unterschied zwischen dem griechischen und dem ägyptischen Tempel und den geistig - seelischen Hintergrund? (Kurze Pause. Das Schwatzen geht weiter.) Ich meine, daß das doch jeder können müßte, das haben wir doch schon sooo viele Male durchgesprochen. Kuno Das ist es ja gerade, Herr Liebig. Kabum Das hängt mir ja schon zum Halse ... H. L. Aber Herr Brüggemann! - Berg, Du legst sofort die Bücher vom Tisch! Berg Ich tu doch gar nichts, Herr Liebig. (Anmerkung: Man beachte den tieferen Sinn dieses Wortes!) H. L. Also Gehrmann, fang mal an zu erzählen. B. G. Herr Liebig, ich habe jetzt schon viermal über dasselbe Thema gesprochen. H. L. Trotzdem, trotzdem: Man kann dazu gar nicht genug sagen. B. G. Wenn ich also ex improvisio sprechen soll ... Also, wenn in Abessinien der schöne Schnee fällt, dann ... H. L. Du sollst über den ägyptischen Tempel ... B. G. Ja, ja, ich weiß. Aber wenn ich den geistig - seelischen Hintergrund aufzeigen soll, dann muß ich schon ein bißchen weiter ausholen. Also, wenn in Abessinien der schöne Schnee fällt ...(Nach einem längerem Disput über das Aufwacherlebnis in der ägyptischen Kunst ist der Erfolg ein allgemeines Einschlaferlebnis in der Klasse. Daran ändert weder die Aufrichtekraft des Obelisken etwas, noch die Spynx mit ihren rätselhaften Augen, noch der Kalender aus dem Jahre 4242 ante, noch der Pylon , der die steingewordene Horizontale versinnbildlicht, die der Ägypter durchbrechen mußte, damit er in seine wesenseigene Seinssphäre stoße -, noch Menes, noch Cheops, noch Nofretete, noch ... H. L. So, das genügt. - Ich kann nur sagen, daß das ungeheuer wichtig ist. Es soll bloß keiner glauben, er käme durch's Abitur, der nicht mindestens eine Vier hat, und keiner soll glauben, er kriegte eine Vier, wenn er nicht ... (Anmerkung: Alte Platte, das behauptet schließlich jeder Lehrer). - Aber jetzt wollen wir wieder an unsere Arbeit gehen. Ich werde jetzt die Arbeiten aus der letzten Stunde mit den Karos einsammeln. Chorus Welche Arbeit, Herr Liebig? Welche Karos? H. L. Aber daran arbeiten wir doch schon mindestens seit fünf Wochen. Also, wir kommen überhaupt nicht weiter.- Arnold, los, hol‘ mal die Blöcke. Arnold Der Schlüssel ist nicht da. Ein anderer Herr Liebig, ich habe keinen Bleistift. Ein dritter Herr Liebig, haben Sie wohl etwas Skriptol für mich? Ein vierter Herr Liebig, ich habe meinen Block nicht wiedergekriegt. Ein fünfter Herr Liebig, meine Zeichnung ist weg. (Der Tumult wird immer größer, bis sich durch das Pausenklingeln die Gemüter wieder auf wunderbare Weise beruhigen, die Ordnung wieder eintritt und jedermann vergnügt nach seinem Brot greift, falls er es noch nicht während der Stunde aufgegessen hat.) - Vorhang Epilog So schritten wir an Herrn Liebigs Hand durch die Kulturen von Jahrtausenden. Wir freuten uns an der mitannisch-subaräischen Kunst, an den Opfergefäßen aus Tel-Halaf und Uruk, wir betraten erschaudernd ägyptische Tempel und erstiegen die Akropolis, wir fanden das Maß um 1000 vor und verloren es wieder, wir romantisierten, im- und expressionierten, wir zeichneten Blitze, Treppenhäuser und Karos (s.o.). Herr Liebig erscheint mir wie ein Dramenheld bei Schiller: Zwar rang er schwer mit der Unvernunft und der Barberei und unterlag oft, aber in seiner Niederlage verherrlichte er die reine Idee. Zitate: "Die Nacht ist für ein sehnsuchtsvolles und träumerisches Herz das wahre Betätigungsfeld." Jochen Eschner in einem Aufsatz über die Romantik "Die partielle Negation des Um- und Anseins der passiven Kausalität des absoluten Seins." Definition von Kuno Radin alias Konrad Straub von ...(Auflösung ganz am Ende) Angelsächsisch Klick klick ... klick klick ... klick klick ... klick klick ... Auf geht die Tür, es kommt das Glick. Die Tür geht zu, nu ist er drin. Er wölbt den Bauch, er wirft das Kinn. "Good morning, boys!" "Good morning, Sir!" "Sit down and shut the windows, please!" Und mit ruhigem Mute nimmt er Blatz, der Gude. "Igoord, wo is de Strofarbeit?" "Herr Bach, Herr Bach, ich bin nicht so weit." "Nun, ich hob's doch schon immer gesogt, mehr six als finf, Dein Mudder klogt, und Du bist faul, ne UUUnverschämheit. In meine Wohnung bringst's noch heit! Mit einer Wurscht ist nichts zu machen, dos wäre sonst wohl auch zum Lachen". Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. Wir spinnen Luftgespinnste und üben uns're Künste im Dösen, Schlafen, Ziegelzähln. "Trevelyan raus, die Seite zehn, wo blieben wir denn gestern stehn? Ach richtig, Waldraud, sog doch mal von Alfreds Tod die Johreszahl." Er freut sich, grinst und glast sie an, die Waltraut stottert:" ...Wann? ... ja, ... dann ... "Psscht - faucht er böse - x-poar mol hob ichs schon gehört, der Wolfgong sogt vor, der Wolfgong schtört. Schreibst mol was ob, is ja uuunerhört: Die Seiten zwei und drei und vier un legst es unaufgefoddert aufs Pulte mir." Er wischt die Stirn, er wischt den Nacken und streicht sich dann die feisten Backen. Doch Waltraut tut das Herze klopfen: " ... vielleicht 1689, oder 1066, vielleicht auch später noch? Oder kann das nicht stimmen oder vielleicht aber doch !? "Dos wor nischt, mochs mol schriftlich färtich, sei Dir der Folgen wohl gewärtich! Jirgen, niwoar, laß uns weidergehen, von welchem Wort kommt das deutsche "Stehen"? In der Orbeit hasts wieder falsch geschrieben, können ja die in der Finf schon dadrieben. No also, mein libor Mann, sog mal die etymologische Shiftregel an!" "Yes, Mr. Bach, yes, yes ... yes, yes, from stand, ... wie bitte? No, Mr. Bach, from stone, yes stone, ich dachte an das Falsche schon. 'St' das bleibt, 'e' wird zu 'o', das 'n' das wechselt auch nicht so." Na siste, warum hastes denn folsch gemacht, sieh doch mol in der Grommatig nach." Wie ist die Welt so stille und in der Dämmrung Hülle so traulich und so hold, als eine stille Kammer, wo ihr des Tages Jammer vergessen und verschlafen sollt. So schläft die Klasse und einer muß lesen, danach soll'n wir sagen, was falsch gewesen. Der Leser hört auf, als Herr Bach sagt: "Das reicht!" Die Schläfer, sie schweigen, es fällt ihnen leicht. Der Meister hebt an und so manches Wort - denn alles kann nicht in Ordnung sein - moniert der droben hockende Lord, er muß schließlich wahren der Würde Schein und mit List und mit Tücke macht einen Elefanten aus jeder Mücke. "Jetzt mol der ... Eschner." - Ein ferner Blick kehrt langsam in das Reich der Lebenden zurück. "Mein libor Mann, nu sage mir, was macht Johanna mit LaHire? Du weißt es nicht? - Ich sog es Dir: Sie mochte nix, dos is es jo, niwoar. Dos macht ja gerade den boetischen Reiz von Berhard Shaw aus! Wer weiß denn, warum der Shaw, so olt geworden is, niwoa? Nu, der hot sein Läbn lang kein Fleisch gegessn un kein Olgohol gedrunken." Stimme aus der Menge: "Lieber nicht so alt werden!" So legt euch denn, ihr Brüder, in Gottes Namen nieder. Warm ist der Klassenhauch. Verschon uns Bach mit Strafen und laß uns ruhig schlafen und unsern müden Nachbarn auch. "Kulle" Bach hatte im Krieg ein Bein verloren. Zur Schule kam er mit einem Messerschmidt-Kabinenroller gefahren, ansonsten bewegte er sich auf Krücken. Seine Schultasche wurde von Schülern geholt und weggebracht, eine nicht unbeliebte Aufgabe, von der man sich atmosphärische Vorteile versprach. Natürlich war er unbestechlich. Als ihm Eltern einer Klassenkameradin, deren Leistungen sehr nachgelassen hatten, zu Weihnachten eine große hausgemachte Wurst zukommen ließen, reagiert er darauf mit lauter Empörung. Ein unverbesserlicher Optimist - ein Dialog Harro Wie heißen doch die beiden römischen Parteien? Klasse ... (emsig ins Buch schauend) Harro ... die O ..., die Op ..., die Opti ...? Nun ? ... (fragend - flehend) Eckart? Hans Jürgen? Bernd? Klasse (im Chor) ... die Optimaten! Harro ... die Optimaren. Ja. Nicht wahr? Das wißt Ihr doch !? Das habt Ihr Euch doch sicher schon an den Schuhsohlen abgelaufen. Und wie heißen die Vertreter des Volkes? ... die Volksmänner? Klasse ... Harro Nun? ... die Po ..., die Pop ..., die Popu ... Klasse (fällt laut ein) Die Popularen! Harro Ja, sicher. Guckt Euch das mal an. Ich wollte das nur erwähnt haben. A u f g e p a s s t Immer matter wird die Klasse, still tritt ein großer Mann herein; er ist von südlich deutscher Rasse, gern schwärmt er von dem Neckarwein. "Die letzte Stunde schlossen wir mit Schwarzwald, Kraichgau, Odenwald. Zwar gibt's nicht Noten heut und hier, - die folgen Ostern, das ist bald. Es geht los! Paßt mal auf, riesengroß, stellt Euch vor, ist der Rheinlauf. Aufgepaßt! Rechts und links große Berge aufgewölbt wie Käseschnitten, und der Rhein fließt in der Mitten. Mindel, Riß I - II - III interglazial, Eiszeit vorbei, Braunkohlental." Alles ausführlich, wohlartikuliert, sein Mundwerk läuft wie gut geschmiert. "Hergehört, aufgepaßt! Wer noch stört, wird geschaßt." Nichts zum Lachen. Weitermachen." Seine Stimme läßt erzittern wie ein Tiger hinter Gittern, rastlos rennt er hin und her, macht das Mittagsruhen schwer. "Es geht weiter, jetzt wird's heiter: Variskische Faltung, mal breit, mal schmäler, Zechsteinmeer und Urstromtäler mit den viel zu kleinen Flüßen, die in breiten Betten fließen müssen. Aufgepaßt, noch ne Frage? Das ist so! Was ist wo? Lias, Trias, Doggerschichten, kristallin und eruptiv. Eichen, Buchen oder Fichten, - Fenster auf! Was für ein Mief!" Quer durch Länder und durch Zeiten wir im Lauf der Stunde schreiten. Ammoniten, Triboliten, Belemniten, Grapholiten - wir sind Nieten. Nichts kapieren, ohn' Interessen. Weiter geht's nach Bayern, Hessen; sozialpolitisch, kulturgeschichtlich, ökonomographisch, alles ist wichtig. "Aufgepaßt und nun das Wetter ..." Da läutet die Glocke , unser Retter, zwanzig nach eins, der Freiheit Fanal. "Na, Schluß für heute, das nächste Mal!" Die Klasse erhebt sich aus unruhigem Schlaf, gestört durch Herrn Noster, den Geograph. Filmkaleidoskop Schule: Gefängnis ohne Gitter Schulweg: Weg ohne Umkehr Montagsmorgen: Unternehmen Schlafsack Lehrer: Der Mann, der zu viel wußte Schüler: Denn sie wissen nicht, was sie tun Lehrer - Schüler: Krieg und Frieden Abiturienten: Die Frühreifen Abitur: Endstation Sehnsucht Pause: Außer Rand und Band Zeichenstunde: Vergleiche Pause Erdkunde: Das Wirtshaus an der Lahn Latein - Französisch: Zwischen zwei Welten Mogelzettel: Ohne Dich wird es Nacht Vor der Arbeit: Die Faust im Nacken Nach der Arbeit: Die Helden sind müde Eine Sechs in der Arbeit: Denn sie sollen getröstet werden Klassenbuch: Saat der Gewalt Strafarbeiten: Rache der Coyoten Nachsitzen: Schuld und Sühne Nachhilfestunde: Die letzte Brücke Nach der Schule: Alle Herrlichkeit auf Erden Konferenz: Die 12 Geschworenen Blaue Briefe: Lohn der Angst Die Lehrer gehn nach Hause: Die Lumpen fahren zur Hölle Bobo (Dr. Kramer): Herrscher ohne Krone Seppel (Dr. Petzold): Vater unser bestes Stück Klöhn (Hausmeister): Kleiner Mann ganz groß Kulle (Herr Bach): Moby Dick Lenne: Und immer lockt das Weib (bei L. bestand kaum ein Anlaß dafür!) Internatsküche : Morphium, Mord und kesse Motten Frau Knopf (die Hauswirtschaftsleiterin, die das Tischgebet ansagte mit den Worten: 'Wir wollen danken', wobei das D auffällig nach einem T klang): Der Tankwart Auflösung der oben gegebenen Definition von Kuno Radin: Ein Loch im Mantel der Jungfrau Maria.

Auszeichnungen der Paul-Gerhardt-Schule Dassel


Die Paul-Gerhardt-Schule Dassel hat etliche Auszeichnungen bekommen, auf die sie sehr stolz sein kann. Einige davon möchten wir hier vorstellen:

  • Titelverleihung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ 27. April 2009:
  • höchste Auszeichnung als "Umweltschule in Europa" 1996/97, 1997/98, 1998/99, 1999/2000, 2000/01, 2001-03, 2003-05, 2006, 2007 sowie 2009.
  • Pilotschule der Berliner Projektstelle "SINa" des Vereins zur Förderung der Ökologie im Bildungsbereich und der FU Berlin - Projektauftrag: Ermittlung, Definition, und wissenschaftliche Evaluation schulischer Indikatoren für Nachhaltigkeitsaudit.
  • Auszeichnung durch das niedersächsische Kultusministerium in Zusammenarbeit mit dem DRK Niedersachsen als "Humanitäre Schule"
  • Erfolgreiche Teilnahme an den Niedersächsischen Landeswettbewerben "Jugend zeichnet und gestaltet"
  • Ab 2001/02 jährliche Auszeichnung durch NABU Niedersachsen für die Ausbildung von Schülerinnen und Schülern zum Jugendnaturschutzberater
  • "Gutes Beispiel" zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung auf dem BLK-Kongress am 12./13.2001 in Osnabrück 
  • Erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb 2000/01 der Barbara-Schadewald-Stiftung "Gemeinsam Schule gestalten" 
  • Anerkennung beim Wettbewerb 2000/01 der Universität Jena "Demokratisch Handeln"
  • Sonderpreis im Schülerlandeswettbewerb „Protestantische Profile in Niedersachsen“ 1998/99
  • Gutes Beispiel" für Erwerb von Werteorientierungen auf dem Ersten " Kongress des Forum Bildung am 14./15.7.2000 in Berlin

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